Stellplatz für dein Tiny House: So findest du den richtigen Ort

Die Idee vom Tiny House klingt für viele nach Idylle pur: Wohnen im Eigenheim ohne finanzielle Belastung, langwierige Bauarbeiten oder festen Wohnsitz.

In der Realität gestaltet sich die Sache allerdings oft schwieriger als gedacht. Denn ein mobiles Tiny House darfst du nicht einfach an jedem beliebigen Ort abstellen. Je nach Bundesland gibt es zahlreiche Vorschriften zu beachten – von örtlichen Bebauungsplänen bis hin zur Nutzungsart eines Grundstücks.

In diesem Artikel erklären wir, worauf es bei der Suche nach einem geeigneten Tiny-House-Stellplatz ankommt. Dabei erfährst du alles zu vorhandenen Möglichkeiten, nötigen Voraussetzungen und potenziellen Stolperfallen.

Inhaltsverzeichnis

1.  Warum ist die Suche nach Stellplätzen für Tiny Houses so kompliziert?

2.  Was kommt als Stellplatz für mein Tiny House infrage?
      2.1.  Tiny House auf dem Campingplatz
      2.2.  Tiny House auf einem privaten Grundstück
      2.3.  Tiny House in einer Siedlung

3.  Soll ich einen Stellplatz kaufen, mieten oder pachten?

1. Warum ist die Suche nach Stellplätzen für Tiny Houses so kompliziert?

Mini-Häuser benötigen einerseits weniger Platz; andererseits stellt ihre kompakte Größe eine ganz eigene Herausforderung dar. Baugrundstücke sind normalerweise für größere Einfamilienhäuser vorgesehen. Auch auf kleineren Flächen in Neubaugebieten dürfen oft nur Doppelhaushälften stehen. Selbst wenn sich ein Grundstück prinzipiell als Stellplatz für ein Tiny House nutzen lässt, gibt noch viele weitere Fragen zu klären:

    • Schreibt der jeweilige Bebauungsplan eine Mindestgröße vor?
    • Welche Vorgaben enthält die Ortsgestaltungssatzung (bzgl. Dachform, Verhältnis zwischen Giebel- und Traufseite etc.)?
    • Unter welchen Bedingungen kannst du eine Baugenehmigung für dein Tiny House beantragen?

 

Im Straßenverkehr zählen mobile Mini-Häuser als Fahrzeuge (solange sie und ihr Anhänger maximal 2,55 m breit und 4 m hoch sind). Anders sieht es dagegen aus, wenn du ein Tiny House nicht nur als Wohnwagen, sondern als Ferienhaus oder sogar Erstwohnsitz nutzt. In solchen Fällen wechselt der gesetzliche Status von „Fahrzeug“ zu „Gebäude“. Das bedeutet wiederum:

    • Dauerhafte Tiny-House-Stellplätze erfordern eine Genehmigung der örtlichen Baubehörde.
    • Welche Voraussetzungen du dafür erfüllen musst, kann im Einzelfall stark variieren – und zwar nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern auch von Gemeinde zu Gemeinde.

 

Über Landesgrenzen hinaus gibt es einige Faktoren, die du in jedem Fall berücksichtigen solltest. Die wichtigsten Kriterien für die Suche nach einem Tiny-House-Stellplatz haben wir im Folgenden zusammengefasst.

2. Was kommt als Stellplatz für Tiny Häuser infrage?

Pachten, mieten, kaufen – grundsätzlich gibt es viele Wege, um sich den Traum vom kleinen Eigenheim zu erfüllen. Welche Option für dich am günstigsten ist, hängt von regionalen Gegebenheiten ebenso wie von deinen individuellen Ansprüchen ab. Als Starthilfe findest du hier eine Übersicht zu allen möglichen Stellplätzen und ihren Besonderheiten:

2.1. Tiny House auf dem Campingplatz​

Für viele Besitzer von mobilen Mini-Häusern bietet der klassische Campingplatz die einfachste Lösung. Der große Vorteil: In diesem Fall brauchst du keine Baugenehmigung. Nahezu alle Bundesländer verfügen über eine Camping- und Wochenendplatzverordnung (kurz CWVO), die das Aufstellen von Zelten, Wohnwagen, Mobilheimen oder Bungalows erlaubt. Um dir einen Stellplatz (also eine abgetrennte Parzelle) für dein Tiny House zu sichern, musst du jedoch einige Vorschriften einhalten. Hierzu gehören in der Regel:

    • Grundfläche von max. 50 m2
    • Höhe von maximal 3,5, bis 4 m
    • Mindesthöhe von 2,4 m in Aufenthaltsräumen
    • Kleinküche und Sanitärbereich
    • Lüftungsanlage in Räumen ohne Fenster

In vielen Bundesländern darfst du deinen Erstwohnsitz unter Umständen auch auf einem Campingplatz anmelden (gemäß § 20 Bundesmeldesetz). So ist es möglich, als „Dauercamper“ in einem Wohnmobil oder Tiny House zu leben – entweder für mehrere Monate oder sogar das ganze Jahr über. Welche Auflagen du dafür erfüllen musst, solltest du mit dem jeweiligen Campingplatz-Betreiber und der örtlichen Gemeinde abklären.

2.2. Tiny House auf privatem Grundstück

Theoretisch kannst du dich mit deinem Mini-Haus auch in einem gewöhnlichen Wohngebiet niederlassen. Genau gesagt handelt es sich dabei um Grundstücke, die:

    • verkehrsmäßig und technisch erschlossen sind (vgl. Baugesetzbuch §34),
    • in einem für dauerhaftes Wohnen vorgesehenen Gebiet liegen (vgl. Baunutzungsverordnung §2-14).

 

In solchen Fällen brauchst du immer eine Genehmigung der Baubehörde. Dafür musst du nachweisen, dass dein Tiny House dem lokalen Flächennutzungsplan bzw. Bebauungsplan entspricht. Zudem hat jedes Bundesland eine eigene Landesbauordnung (LBO), die bestimmte Mindestanforderungen an Gebäude festlegt. In den meisten Ländern gelten unter anderem folgende Regelungen:

    • Aufenthaltsräume müssen mindestens 2,4 m hoch sein.
    • Das Haus muss eine Küche und ein Badezimmer besitzen.
    • Küche und Bad müssen entweder mit einem Fenster oder einer Lüftungsanlage ausgestattet sein.

 

Mit einem Tiny House ist es nicht immer leicht, sämtlichen Anforderungen gerecht zu werden. Die besten Chancen hast du in sog. „Gebieten zur Entwicklung der Wohnnutzung“. Dort befindet sich Bauland, das explizit für neue, innovative Wohnlösungen ausgewiesen ist.

Tipp: Wenn du dein Tiny House als Ferienhaus nutzt, empfiehlt sich als Stellplatz ein Freizeitgrundstück. Solche Flächen definiert das Baurecht als “Sondergebiete, die der Erholung dienen”. In diesem Rahmen gelten meist weniger strenge Vorschriften für die Gestaltung und Ausstattung von Gebäuden.

Wie läuft ein Baugenehmigungsverfahren ab?

Im ersten Schritt solltest du dich bei der zuständigen Behörde über aktuelle Vorgaben und Fristen informieren. Als Nächstes reichst du einen schriftlichen Antrag ein. Hierzu benötigst du normalerweise folgende Unterlagen:

    • vollständig ausgefülltes und unterschriebenes Antragsformular
    • Bauzeichnung des Sachverständigen (Architekt oder Bauingenieur)
    • Beschreibung des zu errichtenden Gebäudes und dessen technische Details
    • Lageplan des jeweiligen Liegenschaftskatasters
    • Berechnung von Wohn- und Nutzfläche
    • Angaben zur Entwässerung, Wasserversorgung und Erschließung
    • weitere Nachweise zu Brandschutz, Statik, Wärmeschutz etc.
    • Zustimmung der Nachbarn

 

Sobald du alle Dokumente beisammenhast, kannst du den Bauantrag entweder persönlich abgeben oder per Post ans Bauamt schicken. Wichtig: Alle Unterlagen musst du in dreifacher Ausführung beilegen. Im Anschluss prüft das Bauamt, ob dein Tiny House sowohl dem örtlichen Bebauungsplan als auch dem allgemeinen Bauordnungsrecht entspricht. Bis eine Entscheidung fällt, dauert es meist mehrere Monate. Nachdem die Behörde grünes Licht gegeben hat, kannst du das Grundstück als Stellplatz für dein Tiny House nutzen.

2.3. Tiny House in einer Siedlung

Ein Blick auf den aktuellen Immobilienmarkt macht schnell deutlich, warum der Trend zum minimalistischen Wohnen geht: Während Mieten und Grundstückspreise steigen, wird verfügbares Bauland zur Mangelware. Da wundert es kaum, dass die Tiny-House-Bewegung immer mehr Menschen begeistert. Das spiegelt sich beispielsweise in sog. Ökodörfern wider – also Gemeinschaften, die in „Sondergebieten für alternative Wohnformen“ möglichst nachhaltig leben. Der umweltbewusste und schonende Umgang mit Ressourcen bestimmt dabei alle Bereiche des Alltags:

    • Gestaltung und Ausstattung der Gebäude (z. B. Verwendung recycelbarer Baumaterialien)
    • Versorgungstechnik (z. B. Pflanzenkläranlage, Solarstrom)
    • Bewirtschaftung (z. B. ökologischer Eigenanbau)

 

Aus dieser Idee heraus entstehen auch in Deutschland bereits erste Tiny-House-Siedlungen. Der klare Vorteil: Die Bewohner haben zwar ihre eigenen Mini-Häuser, teilen sich aber eine große Grundstücksfläche. Dadurch kannst du auch mit kleinerem Budget ein Eigenheim im Grünen finanzieren. Wer einen Tiny-House-Stellplatz sucht und sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen will, sollte also durchaus eine Siedlung in Betracht ziehen.

Aktuell gibt es davon zwar noch nicht viele – aber warum nicht vielleicht sogar selbst eine gründen? Steffi und Phillip vom Tiny-House-Village im Fichtelgebirge haben bereits vorgemacht, wie der Traum zur Wirklichkeit werden kann. 

3. Soll ich einen Stellplatz kaufen, mieten oder pachten?

Zum Schluss bleibt noch die Frage, welche vertragsrechtliche Bindung du als Tiny-House-Eigentümer eingehen kannst. Auch hier gibt es keine Standardlösung: Ob du dein Mini-Haus besser zur Miete oder auf eigenem Boden abstellen sollst, hängt in erster Linie von deinen persönlichen Vorstellungen ab: Hast du vielleicht schon etwas Geld angespart und möchtest sich gern dauerhaft niederlassen? Oder willst du lieber nicht zu lange an einen Ort gebunden sein? All das sind Faktoren, die bei der Auswahl eines Tiny-House-Stellplatzes eine Rolle spielen. Um dir die Entscheidung zu erleichtern, haben wir hier alle möglichen Varianten und ihre Vorteile kurz zusammengefasst:

    • Stellplatz zur Miete

Wenn du dein Tiny House auf einem Campingplatz abstellst, schließt du dafür üblicherweise einen Mietvertrag ab. Die Laufzeit lässt sich je nach Bedarf auf ein paar Monate oder auch ein ganzes Jahr begrenzen. So kannst du dir ein temporäres Zuhause sichern, ohne eine große finanzielle Verantwortung auf dich zu nehmen.

    • Stellplatz zur Pacht

Grundstückseigentümer, die vorerst nicht selbst bauen möchten, können ihr Land zur Zwischennutzung verpachten. Der Unterschied zwischen Pacht und Miete liegt in der sog. „Fruchtziehung“. Konkret bedeutet das: Als Pächter darfst du dein Grundstück nutzen, um Gewinn zu erwirtschaften. Das gilt für Obstbäume auf einer gepachteten Wiese genauso wie für Zapfanlagen in einer gepachteten Gaststätte.

    • Stellplatz zum Kauf

Last but not least besteht natürlich die Option, ein eigenes Grundstück zu kaufen. Vorhandenes Eigenkapital ist dabei von Vorteil, aber definitiv kein Muss. In der aktuellen Niedrigzinsphase profitieren viele Käufer von günstigen Baukrediten, die sie mit moderaten Monatsraten abbezahlen. Wenn du einen Stellplatz für dein Tiny House selbst kaufst, gehst du einerseits zwar eine große Verpflichtung ein. Andererseits hast du damit aber auch den größten Freiraum, um dein Eigenheim ganz nach deinen Wünschen zu gestalten.